Als Bowling mit Golfschläger beschreibt David Speiser Topgolf. Der Schweizer will das in den USA beliebte Unterhaltungskonzept nach Österreich bringen und wundert sich über die heimische Bürokratie.
Publiziert von:
Aloysius Widmann
Die Presse
18.11.2024


In den USA ist Topgolf beliebt, in Mitteleuropa ist die Sportart gerade erst am Kommen. Noch im Winter soll ein erster Standort in Österreich eröffnen. FOTO: Kent Nishimura
Brunn am Gebirge. Die Baustelle hätte auch zum See werden können. Aber man ist glimpflich davongekommen. Die braune, von LKW-Spuren durchsetzte Fläche liegt tiefer als die angrenzenden Grundstücke. Dass die Rekordunwetter vom September trotzdem keinen massiven Schaden angerichtet haben, war auch Glück, sagt David Speiser, als er die Presse im Süden Wiens empfängt. Die Drainage war damals schon errichtet, das Regenwasser konnte absickern. Ansonsten hätte es ausgesehen wie am Nachbargrundstück einem Wassersportzentrum mitsamt See.
Noch diesen Winter will Speiser ein neues Unterhaltungskonzept nach Österreich bringen. In den USA ist Topgolf bereits populär, weltweit begrüßt das US-Unternehmen jährlich mehr als 30 Millionen Gäste an rund 100 Standorten. Speiser besitzt mit seinem Unternehmen Greenreb die Topgolf-Lizenz für Zentraleuropa und erklärt Topgolf ist wie Bowling mit Golfschlägern. Aus insgesamt 102 wettergeschützten Bays können Gäste bei jeder Jahreszeit Golfbälle auf ein 16000 Quadratmeter großes und von einem 50 Meter hohen Netz umzäunten Außenfeld ballern. Wie überdimensionierte Dartscheiben schauen die unterschiedlich weit entfernten Ziele aus. Ein Chip im Ball misst, ob der Ball ein Ziel getroffen hat und wie viele Punkte es dafür gibt. Wenn ein Spieler das kleine Loch in der Mitte trifft, bekommen das alle anderen Gäste auch mit.

Man erahnt schon, wie da Außenfeld aussehen wird. Der Kunstrasen wird erst verlegt, betreten dürfen ihn die Topgolf-Spieler aber nicht - zu gefährlich, schließlich hagelt es dort Bälle, wenn zahlreiche Kunden gleichzeitig spielen. Die kreisrunden Ziele im Boden gilt es zu treffen. Je weiter in der Mitte des Zieles der Ball landet, desto mehr Punkte gibt es. FOTO: Carolina Frank
Alles für den Spaß
Unterhaltung steht für Speiser jedenfalls im Vordergrund. Ich glaube an die Experience Economy, sagt der Schweizer beim Spazieren über die Baustelle. Die jungen Menschen geben weniger für Besitztümer aus, sie wollen für ihr Geld etwas erleben. Bei Topgolf heißt das Ein riesiger Bildschirm lädt in der Bar zum Sportschauen ein. In die Abschlag Bay bringt ein Service-Roboter die Getränke. Dort verfolgt eine Hochgeschwindigkeitskamera den Ball, man kann ihm beim Fliegen über einen Bildschirm zusehen. Wer will, kann den Ball auch zu einem Vogel machen, der wackelige Architekturen treffen und zu Fall bringen soll. Theoretisch könnte jeder eine Anlage wie unsere errichten, auch ohne Topgolf-Lizenz, weiß Speiser. Aber ohne Lizenz könnten wir nicht die führende Technologie und Unterhaltungsformate nutzen, die Topgolf entwickelt. Zum Beispiel kann man bei uns Angry Birds spielen, erklärt der Schweizer. Der Golfball ist auf dem Bildschirm ein Vogel, die Ziele sind Strukturen wie bei Angry Birds. Topgolf ist eine Marke des börsennotierten US-Unternehmens Topgolf Callaway Brands.
Speiser will in Zentraleuropa kräftig wachsen. Ein eigenes Team sucht nach Standorten, am besten mit möglichst großem Einzugsgebiet. Mehr noch als im Ruhrgebiet, wo Greenreb bereits eine Topgolf-Anlage betreibt, will Speiser in Österreich auch für Firmenkunden interessant sein. Die Idee Arbeit und Spaß verbinden. Mehrere Seminarräume sind auf der Anlage geplant, teilweise mit direktem Zugang zu den Abschlag Bays. Speiser, der als Teenager eine Eventagentur gegründet hat und später mehr als zehn Jahre lang bei der Unternehmensberatung McKinsey tätig war, sieht in Topgolf aber auch eine Möglichkeit, den Golfsport bekannter zu machen.

Der Schweizer David Speiser hat bereits als 16-Jähriger sein erstes Unternehmen gegründet. FOTO: Carolina Frank
Langsame Behörden
Finanziert hat Speiser die Anlage auch mit Geld externer Investoren. Wobei er unterschiedliche Investoren für die Immobilie, für die Greenreb Miete zahlt, und den Betrieb an Land gezogen hat. Die Investition in den Betrieb rechne sich bereits binnen Monaten, erwartet der Schweizer, der sich ganz ein bisschen Kritik an der österreichischen Bürokratie nicht verkneifen kann.
Die Brandschutzbestimmungen in Österreich sind sehr umfassend und gehen über jene anderer EU-Länder hinaus, sagt Speiser. Dies führte teilweise zu sonderbaren Resultaten. So habe man für den Fall eines Feuers einen Evakuierungsplan vorlegen müssen, bei dem die Gäste die Anlage über eine der Eingangstüren verlassen müssen. Die naheliegendere Lösung, dass die Gäste aus den Bays im Erdgeschoss einfach auf das Außenfeld laufen, habe man nicht akzeptiert. Auch würden die Behörden hierzulande langsam arbeiten. In Mailand, wo man bereits die Baugenehmigung für einen Standort habe, seien die Behörden wesentlich schneller. Die Bearbeitung der Betriebsgenehmigung dauert mittlerweile fast zwei Jahre, so Speiser. In Deutschland war das Genehmigungsverfahren nach sechs Monaten, in Italien nach zwölf Monaten abgeschlossen. Aber man sei zuversichtlich, dass es nun auch hier schnell geht.

So soll die Anlage in fertigem Zustand aussehen. Nachts sind die Ziele im Außenfeld beleuchtet. FOTO: Topgolf
Vom angespannten Arbeitsmarkt bekomme man allerdings wenig mit. 300 Personen sollen bei Topgolf in Österreich arbeiten. Wir haben fast 200 Bewerbungen pro Woche, sagt Speiser und erklärt das so Anders als in der Systemgastronomie kann man bei uns aufsteigen. Es gibt Standorte in den USA, die von ehemaligen Barback Mitarbeitern geleitet werden. Das sind die, die zum Beispiel die Eiswürfel nachfüllen. Aber es gibt auch gefährliche Jobs. Schließlich muss jemand die tausenden Golfbälle, die ihr Ziel verfehlen, vom Außenfeld wieder einsammeln und zwar unter Dauerbeschuss der Gäste. Als Schutzschild nutzen die Mitarbeiter die Fahrzeuge, mit denen sie über den Kunstrasen kurven. Und ohne Helm betritt sowieso niemand das Außenfeld.
Zur Person
David Speiser ist Gründer von Greenreb und mit seinem Unternehmen exklusiver Lizenznehmer von Topgolf für Zentraleuropa. Zuvor war der Schweizer, der mit 16 sein erstes Unternehmen gegründet hat, mehrere Jahre bei McKinsey tätig. Das Unterhaltungskonzept Topgolf ist eine Marke des börsennotierten US-Unternehmens Topgolf Callaway Brands.
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