"Wir sind ein Brandbeschleuniger für Golf"
- sararadonic
- 21. Aug.
- 4 Min. Lesezeit
Publiziert von:
Tom May golfweek.at
22.08.2025


In Wien wurde Ende Jänner der zweite Topgolf-Standort in Kontinentaleuropa eröffnet. Golf Week sprach mit David P. Speiser, CEO und Co-Founder von Greenreb, dem offiziellen Lizenznehmer von Topgolf für Deutschland, Österreich, die Schweiz und Italien, über die Halbjahresbilanz and more.

David P. Speiser im Gespräch mit Tom May von der Golf Week in der Wiener Topgolf-Anlage.
Golf Week: Wie läuft es bei Topgolf ein halbes Jahr nach dem Start? Wie fällt Ihr Fazit zur Einführung aus?
David P. Speiser: Wir sind sehr zufrieden. Ich glaube, das Konzept ist gut angekommen. Am Anfang hatten wir eher Golfspieler als Kerngruppe, die das Konzept schon teilweise aus den USA kannten und es früh angenommen haben. Das hat sich inzwischen ausgeweitet auf das Ausgeh-, Freizeit- und Entertainmentpublikum. Wir sind sehr zufrieden mit dem Geschäftsverlauf, und die Gästezahl stimmt. Wir haben ein sehr starkes Eventgeschäft, das über unseren Erwartungen liegt. Unter der Woche sind wir stärker, als wir gedacht hätten, am Wochenende noch etwas schwächer. Aber das ist das, was wir Product-Market-Fit nennen: Wir passen an, was wir wann und zu welchen Zeiten anbieten, um die Anlage besser auszusteuern. Wir haben die ersten hunderttausend Gäste bereits im Mai erreicht und hatten pro Woche rund 8.000 Gäste. Natürlich ist das ein saisonales Geschäft, aber wir sind auf dem Pfad, den wir uns bei der Eröffnung vorgenommen haben.
GW: Hauptzielgruppe sind Nichtgolfer. Wie hoch ist der Anteil klassischer Golfer unter Ihren Gästen?
DS: In Wien sind aktuell weniger als 30 % unserer Gäste Golfer, also Menschen, die oft oder gelegentlich klassisches Golf spielen. Über 70 % unserer Gäste spielen außerhalb von Topgolf gar kein Golf. In Deutschland liegt dieser Wert bei rund 90 %, und wir erwarten, dass er auch in Wien weiter steigt, da Topgolf in der breiten Bevölkerung noch bekannter wird. Die Golfer kamen als Early Adopters früh, aber das Segment wächst weiter. Mittlerweile haben wir ein sehr junges Publikum.
GW: Warum Wien? Was hat Sie überzeugt, hier eine Topgolf-Anlage zu eröffnen?
DS: Wir möchten in Zentraleuropa in großen Ballungszentren vertreten sein. Für Österreich – und auch in Richtung Osten – ist Wien der zentrale Standort. Einerseits sind Bevölkerungsdichte und Einzugsgebiet gut, andererseits auch das Ausgeh- und Ausgabeverhalten. Daher ist Wien ein idealer Standort für uns.
GW: In den USA ist das Konzept Topgolf bekannt, in Europa aber erklärungsbedürftig. Wie gehen Sie damit um?
DS: Das ist am Anfang die große Herausforderung. Wenn du Golfer bist, denkst du dir: „Das sieht aus wie eine Driving Range, ist cool beleuchtet, und es gibt etwas zu essen – ich probiere es aus.“ Wenn du aber noch nie etwas mit Golf zu tun hattest, ist es schwieriger. Wir fokussieren unsere Kommunikation deshalb auf das Erlebnis in der Bay. Wir zeigen Bilder vom Abschlagplatz mit den beleuchteten Zielen im Hintergrund, Bilder von Spielen wie „Angry Birds“ oder Games, bei denen auch Spieler unterschiedlicher Niveaus gegeneinander antreten können. Wir sagen: Es ist wie Bowling, aber mit Golf. Ein großer Teil unseres Geschäfts sind Events. Wenn du einmal zu einem Event eingeladen bist, kommst du wieder, weil du es erlebt hast. Ich sage immer: Am Anfang kaufen wir Gäste ein – sie müssen kommen, um es zu erleben. Die Mundpropaganda ist bei uns extrem stark. Wenn du es einmal ausprobiert hast, erzählst du es zwanzig Leuten weiter, und so entsteht ein Schneeballeffekt. Topgolf ist konzeptionell etwas Eigenes, ein besonderes Erlebnis, das vor allem jene anspricht, die noch nie Golf gespielt haben. Wir bringen viele Menschen mit dem Erlebnis Golf in Berührung. In Deutschland hatten wir nach 18 Monaten mehr Gäste in der Anlage, als es Golfspieler im ganzen Land gibt. Auch in Österreich übertreffen wir bereits die Zahl der lizenzierten Golfer. Klassische Driving Ranges oder Golfclubs brauchen Jahre, um Menschen für Golf zu begeistern – wir sind da ein echter Brandbeschleuniger.
GW: Was bietet Topgolf über das Spiel hinaus?
DS: Der Kern des Topgolf-Erlebnisses sind die sogenannten Games – wir nennen sie bewusst nicht „Spiele“. Du schlägst richtig, aber es hat eine Gaming-Komponente. Food & Drinks ist die zweite Säule, und die dritte ist das soziale Gruppenerlebnis in einer einzigartigen, hochmodernen Anlage. Diese drei Elemente verschmelzen zu einem Gesamterlebnis.
GW: Machen Sie auch Public Viewing?
DS: Ja, genau. Beim Champions-League-Finale waren wir voll – rund 2.000 Gäste. In Oberhausen machten wir eine Super-Bowl-Night mit über 1.200 Gästen, die Tickets gekauft, gespielt und das Spiel auf der großen Leinwand verfolgt haben. Wir zeigen Formel 1, Fußball und Golf, und überlegen, auch Skirennen zu übertragen. Wenn du am Sonntag frühstückst und gleichzeitig die Abfahrt siehst – das ist doch super!
GW: Wie macht ihr auf euch aufmerksam?
DS: Social Media und Google sind unsere Hauptpfeiler – sie sind messbar und effizient. Wir müssen die Leute auf unsere Website bringen, denn dort erfolgt die Buchung. Von der Website aus wollen wir sie in die Buchung konvertieren. Mittlerweile haben uns die USA sogar etwas nachgemacht – wir hatten die kürzeste Conversion-Strecke weltweit. Mit fünf Klicks konntest du bei uns buchen. Wichtig ist, dass jeder, der kommt, sagt: „Es war sensationell.“ Wenn jemand nur sagt: „War ganz gut“, ist das zu wenig. Die Guest Experience ist unsere Religion. Zusätzlich machen wir PR und klassische, kampagnenbasierte Werbung, um den richtigen Gästemix zu erreichen.
GW: Ist Wien anders als andere Standorte?
DS: Jeder Standort ist etwas anders. In Wien läuft das Eventgeschäft besonders gut – besser als damals in Deutschland. Wir haben auch die Speise- und Getränkekarte angepasst. Als Weinliebhaber freut mich das sehr. In Deutschland verkaufen wir über 1.000 Bier am Tag – das ist ein Biermarkt. In Wien dagegen läuft der Wein hervorragend. Die Gäste haben hier einen hohen Anspruch, was das gastronomische Erlebnis betrifft – das gefällt mir sehr.
GW: Wie ist das Verhältnis zu den klassischen Golfclubs?
DS: Sehr gut. Konkurrenz gibt es nicht. Wir arbeiten mit der Murhofgruppe partnerschaftlich zusammen und sind sehr zufrieden. Viele Gäste, die bei uns anfangen, beginnen später mit klassischem Golf, machen die Platzreife und spielen dann im Golfclub – kommen aber weiterhin zu uns. Das ist eine Symbiose. Golfer sind unsere ersten Botschafter bei neuen Standorten, und gleichzeitig unterstützen wir die Clubs, indem wir neue Spieler an Golf heranführen.
GW: Welche Eröffnungen stehen als Nächstes an?
DS: Wir haben ein Projekt nördlich von Mailand, wo die Baugenehmigung bereits vorliegt – das wäre unser Markteintritt in Italien. Danach konzentrieren wir uns wieder auf Deutschland, unseren größten Markt. In München sind die Gespräche weit fortgeschritten, in Berlin laufen die Bauverfahren. Danach sehen wir, wie sich die Märkte in Österreich und Italien entwickeln und ob wir dort weiter expandieren.
GW: Vielen Dank für das Gespräch.
%20-%20Transparent.png)



Kommentare